Kompetenztraining LewoS

Lebensweltorientiertes Stabilisierungs ABC

Das Lebensweltorientierte StabilisierungsABC (LewoS) ist ein ein- bis zweijähriges Kompetenztraining für junge Geflüchtete. LewoS ist ein Projekt, das es bildungsfernen und belasteten Jugendlichen erleichtert, Zugänge in das staatliche Bildungsangebot zu finden oder zeitnah in die Arbeitswelt einzusteigen.

Was ist LewoS?

Junge Geflüchtete, die psychisch belastet und ohne bzw. mit nur geringer Schulerfahrung in Deutschland ankommen, benötigen zur Stabilisierung intensive Unterstützung. LewoS bietet diese Unterstützung nicht nur im schulischen, sondern auch im psychosozialen Bereich und hilft den Teilnehmer*innen so beim Aufbau ihrer neuen Lebenswelt. Im Zentrum des ein- bis zweijährigen LewoS-Angebots steht die Vermittlung von grundlegenden Bildungskompetenzen: Lesen, Schreiben, Rechnen und vor allem die Fähigkeit kontinuierlichen Schulbesuchs. Ziel des Programms ist es, den einzelnen Schüler*innen ausreichende Kompetenzen zu vermitteln, um im Anschluss Zugang in das staatliche Bildungsangebot zu finden bzw. zeitnah in die Arbeitswelt einsteigen zu können. Parallel dazu werden die jungen Menschen durch sozialpädagogische Begleitung und – wo nötig – psychologische Hilfe auch in ihrem Alltagsleben unterstützt und stabilisiert.

LewoS steht jungen Menschen im Alter von 16 – 25 Jahren mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund offen, die aus unterschiedlichen Gründen noch nicht genügend Kompetenzen für den Besuch der Berufsintegrationsklassen oder für den Einstieg in den Arbeitsmarkt mitbringen. Für den Besuch des Programms gibt es keine ausländerrechtlichen Voraussetzungen.

Vor allem für belastete Schüler*innen und/oder solche ohne Schulerfahrung bietet das Angebot die Möglichkeit in einem schulähnlichen Setting anzukommen und sich zu stabilisieren. LewoS kombiniert individuelle Bildungsvermittlung mit psychosozialer Unterstützung und wirkt so als Brücke, über die psychisch belastete oder vormals bildungsferne Jugendliche sich besseren Zugang in das staatliche Bildungssystem verschaffen.

Warum es LewoS braucht

Das System der bayerischen Berufsintegrationsklassen ist ein enormer Fortschritt, aber gleichzeitig ergeben sich daraus neue Restriktionen für unsere Zielgruppe. Die vorgesehene Verweildauer von zwei Jahren ist viel zu kurz. Für junge Menschen, die überhaupt erst lesen und schreiben lernen müssen, reicht diese Zeit bei Weitem nicht aus. Die Aufnahmebedingungen in Deutschland für Fluchtmigrant*innen, wie unzureichende psychologische und psychiatrische Versorgung, rechtliche Ungleichheit oder soziale Desintegration, erschweren es, diese Klassen erfolgreich zu durchlaufen und führen nicht selten zu Krisen und Abbrüchen.

LewoS ist 2021 als zunächst einjährig konzipiertes Pilotprojekt mit Unterstützung von Aktion Mensch gestartet. Die nunmehr zweijährige Praxis hat gezeigt, dass der Bedarf für ein solches Angebot enorm ist. Gleichzeitig erwies sich eine Verweildauer von nur einem Jahr gerade für Teilnehmer*innen ohne jegliche Schulerfahrung im Heimatland als nicht ausreichend. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, konzentrieren wir uns in LewoS besonders auf die Schülerinnen und Schüler, die eine flache Progression und viel Unterstützung benötigen, und geben ihnen ausreichend Zeit, ihre Kompetenzen zu entwickeln.

Ab dem Schuljahr 2024/25 erweitert der Trägerkreis junge Flüchtlinge e. V. das LewoS-Programm zudem um eine weitere Klasse. In nunmehr drei Klassen begegnen wir den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer sehr heterogenen Zielgruppe. Dadurch kann es sich ergeben, dass z. B. für (muttersprachliche) Analphabet*innen alle drei LewoS-Klassen notwendig werden.

LewoS verstehen wir als eine Vorstufe zum Angebot der Berufsintegrationsklassen oder anderer Projekte, die auf einen deutschen Schulabschluss vorbereiten (z. B. FlüB&S, Starten statt Warten). In Einzelfällen, wenn der Übergang in die Berufsintegrationsklassen und andere schulische Angebote nicht klappt, vermitteln wir die Teilnehmer*innen auch direkt in den Arbeitsmarkt oder in passende Anschlussangebote.

Unsere drei LewoS-Klassen

Die Vermittlung von Lese- und Schreibkenntnissen erfolgt in allen Klassen auf der Grundlage lebensweltorientierter Deutschkenntnisse.

Es ist unser vorrangiges Ziel, dass unsere Schüler*innen so bald wie möglich in Deutsch

sprachlich handeln und so ihren Alltag zunehmend selbständig bewältigen können.

Klasse 1

ALPHABETISIERUNG VON ANFANG AN

In der ersten LewoS-Klasse geben wir insbesondere den jungen Geflüchteten, die bisher weder lesen noch schreiben lernen konnten, die Möglichkeit, die nötigen Basiskompetenzen in einem ihren Bedürfnissen angepassten Lerntempo zu erwerben. Ziel ist es, ein grundlegendes Verständnis der Phonem-Graphem-Korrespondenz zu erreichen, einfache Silben erlesen zu können sowie einen ersten Sichtwortschatz aufzubauen. Ebenso wird darauf geachtet, dass die Schüler*innen behutsam an einen geregelten Schulbesuch herangeführt werden.

Klasse 2

FÜR SCHÜLER*INNEN MIT ERSTEN LITERALEN KOMPETENZEN

Die zweite LewoS-Klasse baut auf den erworbenen Fähigkeiten auf. Lernende mit ersten Vorkenntnissen, die mindestens über Lesekompetenzen in der lateinischen Schrift auf Silbenebene verfügen, können direkt in diese Klasse einsteigen. Ziel ist es, die Teilnehmer*innen zum sicheren Lesen zu führen.

Klasse 3

SCHÜLER*INNEN MIT LESE- und SCHREIBKENNTNISSEN

Bei fortgeschrittener Alphabetisierung werden in der dritten LewoS-Klasse die Kompetenzen im schriftsprachlichen Bereich weiter ausgebaut. Im Zentrum stehen das „verstehende Lesen“ sowie erste selbständige schriftliche Produktionen. Zweitschriftlerner mit grundlegenden Kenntnissen der lateinischen Schrift sind in dieser Klasse ebenfalls willkommen.

Wo und bis wann kann ich mich für LewoS anmelden?

Informationen, Beratung und Anmeldung ab sofort beim Trägerkreis Junge Flüchtlinge e. V.
+49 (0)89 41 11 931–11
info@schlau-schule.de

Anmeldungen sind ganzjährig möglich.